Tessiner Spaghetti-Ernte als Erfolgsgeschichte für die Schweiz

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 1. April hat BBC einen Aprilscherz über die Spaghetti-Ernte im Tessin gezeigt.
  • Gemäss der BBC sorgte der Beitrag für grosse Aufregung beim Publikum.
  • Hinter der Idee mit der Spaghetti-Ernte steckte auch ein Schweizer.
  • Schweiz Tourmismus verbuchte den Aprilscherz als Erfolgsgeschichte.

Liebliche Musik und Bilder von blühenden Bäumen in der Umgebung von Lugano. So beginnt eine der erfolgreichsten «Fake-News-Geschichten» – und das lange bevor es den Begriff «Fake News» überhaupt gibt.

Am 1. April 1957 sendete der britische TV-Sender «BBC One» einen Beitrag über die Spaghetti-Ernte im Tessin. Das Fernseh-Publikum staunte nicht schlecht, als Bilder von Bäumen mit Spaghetti beladenen Ästen über den Bildschirm flimmern und der renommierte Dokumentarfilmsprecher Richard Dimbleby den italienischen mit dem Schweizer Spaghetti-Anbau vergleicht: «Der Spaghetti-Anbau hier in der Schweiz findet natürlich nicht auf dem gleichen Niveau statt wie der in Italien. Sicher haben viele von Ihnen schon Bilder der grossen Spaghetti-Plantagen der Po-Ebene gesehen.»

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Idee mit Spaghetti-Erne entstand bei einem Mittagessen beim Italiener

 

Wie die Spaghetti-Ernte funktioniert, erklärte Dimbleby ebenfalls: «Nach dem Pflücken werden die Spaghetti zum Trocknen in der warmen Alpensonne ausgelegt.» Und auch auf die Frage, warum eigentlich alle Spaghetti genau gleich lang seien, hatten die Filmemacher eine Antwort. «Das ist das Resultat von viel Geduld von Pflanzenzüchtern, die es geschafft haben, perfekte Spaghetti zu züchten.»

Wo gibt es die Setzlinge zu kaufen?

Laut der BBC sorgte der Beitrag über den Tessiner Spaghetti-Anbau beim Publikum für grosse Aufregung. Die einen erkannten den Aprilscherz als solchen und waren darüber verärgert, dass ausgerechnet der sonst so seriöse Nachrichtensender BBC sich so einen Jux erlaubte. Viele andere hingegen riefen bei der BBC an und wollten wissen, wo man denn die Setzlinge für so einen praktischen Spaghetti-Baum kaufen könne.

Doch wie kam das britische Fernsehen überhaupt darauf, ausgerechnet in der Schweiz zu filmen? Hinter der Idee steckte – man ahnt es fast – ein Schweizer, sagt Markus Berger von Schweiz Tourismus:

«Die Idee ist im Gesprächen entstanden zwischen einem Produzenten der BBC, der mit unserem damaligen Direktor in London, Albert Kunz, befreundet war. Die haben sich getroffen und haben einmal darüber nachgedacht, wie man einen guten Aprilscherz machen könnte – in der Schweiz oder an einem exotischen Ort – und natürlich weil Albert Kunz die Schweiz vertreten hat, dann in der Schweiz handeln sollte.»

Auf die Spaghetti-Bäume kommen die beiden wenig später, am Mittagstisch beim Italiener um die Ecke. «Scheinbar hat es da Spaghetti gegeben. Und plötzlich ist es ihnen wie Schuppen von den Augen gefallen. Sie sahen die Spaghetti im Teller und haben gesagt: Wir machen doch was mit Spaghetti; das ist typisch für den Kanton Tessin. Sie waren Feuer und Flamme, dass sie das jetzt umsetzen wollten», sagt Berger.

Schweiz über Humor wahrgenommen

Obwohl es letztendlich die BBC war, die die Idee umsetzte, verbuchte man den Spaghetti-Aprilscherz auch bei Schweiz Tourismus als Erfolgsgeschichte. «Nicht zuletzt weil sie auch dafür steht, dass die Schweiz – die vielleicht als etwas seriöses, ernsthaftes Land bekannt war und auch noch ist – auch über einen möglichen Humor wahrgenommen wurde», sagt er.

Und so kam es, dass am 1. April 1957 am Ende des BBC Beitrags ein Tessiner Traditionsgericht serviert wurde. «Natürlich sind es Spaghetti. Am selben Tag gepflückt und in der Sonne getrocknet. Für diejenigen, die dieses Essen lieben, gibt es nichts Besseres als Spaghetti aus Eigenanbau», erklärt Dimbleby.